Spätzünder V

13.09.2020

Endlich Studieren

Gleich in meiner allerersten Stunde („Ensemble-spiel“) lernte ich den Drummer Mike Nail kennen. Als wir in der darauf folgenden Freistunde beim Stamm-Italiener Mario saßen, (damals noch in der Schmittstraße, gleich gegenüber der Kommunikationsfabrik), stellte sich heraus, dass wir nicht weit auseinander wohnten und eine Fahrgemeinschaft Sinn machen würde. Also gründeten wir eine. Was bedeutete, dass er fuhr und ich nebendran saß, denn im Gegensatz zu mir besaß er überhaupt ein Auto, einen uralten Mercedes, der auch aus dem Museum hätte entwendet sein können 😉  

Anschließend dauerte es nicht lange, bis Mike Nail – damals noch Michael Nagel –  mich fragte, ob ich nicht in der Band, in der er spielte, ‚Las Palmas‘, mal singen wolle. Warum nicht? dachte ich. Erfahrungen mit Tanzmusik-Bands, die in Zelten und Hallen zur Dorf-Kirmes oder dem Schützenfest spielten, hatte ich durchaus schon gesammelt. Vor allem mit meiner allerersten Band „Take five“, die aus einer ehemaligen Schülerband entstand, zu Zeiten, als ich noch im Westerwald bei meinen Eltern lebte. Damals… :-), als noch alle (!) Bandmitglieder sangen und ich die Rhythmus-Gitarre spielte :-)…

Das mit der Band gestaltete sich nicht ganz so easy, denn eigentlich hatten sie ja eine Sängerin. Und die war, wie man sich unschwer vorstellen kann, ‚not amused‘, als ich da plötzlich auftauchte. Aber schließlich haben wir uns arrangiert und irgendwie war es dann ziemlich cool, so als geballte Frauen-Power auf der Bühne zu stehen und hat richtig Spaß gemacht mit Silke 🙂

On my way-ay-ay to…wherever

Die Zeit des Studiums war für mich eine ziemlich geile Zeit. Ich war begeistert, soviel über Musik lernen zu dürfen und empfinde es noch heute als ein großes Geschenk, wenn man sich jeden Tag  mit dem beschäftigen kann, für das man „brennt“!

Schließlich ist doch genau das die zentrale Frage: Was treibt dich morgens aus dem Bett? Und zwar mit einer vollen Ladung Energie und einem seligen Lächeln im Gesicht! 

Zu der Zeit wohnte ich in einer Zweier-WG mit einer Frau und ihren zwei Katzen zusammen (von dem traumatischen Erlebnis, dass die eine der beiden sich einmal unbemerkt in die Küche geschlichen und über meinen Nudel-Auflauf hergemacht hat, will ich jetzt mal nicht schreiben. Ich sag’ nur soviel: Es gibt Momente, da werden aus Nudel-Gelüsten Mord-Gelüste…*).

Das Haus meiner WG war ein schönes, altes, sogar mit Garten. Allerdings lag es in unmittelbarer Nähe der Autobahn, bzw. einer Autobahnkreuzung. Und die war nicht zu überhören, keine Sekunde. Nur wenige Meter vom Haus entfernt verlief nämlich die A60 UND der Abzweig davon auf die A643. Irritiert war ich, als ich eines Tages erkannte, dass ich zwar wunderbar während des permanenten Geräuschs fahrender Autos schlafen konnte, dagegen aber wach wurde, wenn plötzlich mal für ein, zwei Minuten kein Auto fuhr… Schon seltsam, an was sich der Mensch so alles gewöhnen kann.

Und dann die Hitze. Meine zwei Zimmer (ein normales und ein minikleines, aber wunderschönes mit einem Dachfenster durch dass ich jederzeit den Himmel sehen konnte), befanden sich gleich unterm Dach. Ich muss nicht erwähnen, was das im Sommer für Temperaturen mit sich brachte, noch dazu unter einem mehr als schlecht isolierten Dach. Dafür aber hatte ich eben auch eine grandiose Aussicht auf Mainz. Und ein „Zimmer mit Aussicht“ und Licht, das brauche ich. Ich hasse Keller-Wohnungen und will nie wieder in eine einziehen.

Die Band – und die Sache mit dem Timing…

Nach Jahren gemeinsamen Spielens bei Las Palmas gründete Mike mit mir als Sängerin seine eigene Band, die Mike Nail Band. Wir spielten längst nicht mehr nur auf Zeltkirmesen, Hochzeiten und Firmenfeiern im regionalen Umkreis, sondern traten in renommierten Hotels und Shows auf, begleiteten alle möglichen KünstlerInnen und waren in ganz Deutschland, sowie im Ausland, (wie z.B, in der Schweiz, Österreich, England, Türkei, Zypern usw.) unterwegs. 

Vor allem die Engagements in den Aldiana-Clubs in der Türkei und Zypern waren ziemlich cool. Immer gastierten wir dort eine oder zwei Wochen lang, hatten Hotel und Verpflegung frei und spielten dafür maximal drei Abende die Woche  für ein, zwei Stündchen. Und ganz ehrlich: gegen Beach-Parties und Sundowner auf der Terrasse mit Sektempfang habe ich, weiß Gott, nichts einzuwenden.

Viele Jahre lang lief alles super. Wir waren ständig unterwegs, hatten ein geiles Leben und viel Zeit für Kreativität. Aber, komisch, irgendwas funkte immer öfter dazwischen, eine Art Störfaktor, den ich zunächst nicht identifizieren konnte. 

Es dauerte eine Weile, bis ich diesen „Störfaktor“ als ein Ticken identifiziert hatte: das Ticken meiner biologischen Uhr. Hm, also wenn wir noch Familie gründen wollten…nun ja, dann wurde es langsam Zeit…

Ich erspare euch Details, und vor allem Zahlen. Was soll ich sonst sagen? Wie immer halt: Spätzünder!

The beat goes on…

Es gab eine grandiose Hochzeit und Mike und ich bekamen zwei wunderbare Kinder, die besten der Welt natürlich. Dank großzügiger Unterstützung aller beteiligten Großeltern konnten wir weiterhin unterwegs sein und Musik machen. 

So manches Mal sprangen auch Freundinnen ein. Wie zum Beispiel Beate, die sehr oft zu Auftritten mit kam und sich während der Gigs ums Baby kümmerte, es hielt und „bobbelte“, bis ich – in der Spielpause zwischen zwei Runden – Backstage kam, den Glitzer-Fummel beiseite zog und mein Kind zum Stillen an die Brust legte. Danach rasch alles wieder fachgerecht einpacken und ab zurück auf die Bühne… Geht alles, Leute, man muss nur wollen 🙂 

Schon im Mutterleib waren meine Kinder einiges gewohnt: vor allem beim ersten, meiner Tochter, stand ich noch im 7. Monat auf der Bühne. Geschadet hat ihr das wohl nicht, wohl eher ein sehr gutes Gespür für Rhythmus und Tanzen beschert… Selbst Konzerte wie das von „Tower of power“, besuchte ich mit dickem Babybauch. Und trotz fetter bass-vibes hatte ich keine Lust, dem Konzert nur von draußen zuzuhören. Also gaben mir mein Mann und die Freunde, die mit uns waren, alle ihre Jacken. Die band ich mir dann um den Bauch. Ich schätze, es kam immer noch genügend durch, denn auch das Timing von beiden Kindern ist super 🙂 (Was aber natürlich bei einem Drummer als Vater auch nicht verwundert… :-))

Klingt wie im Märchen? Fast. Warum es dennoch zu einer Ernüchterung kam, davon erfahrt Ihr im nächsten Blog, wenn Ihr mögt – so, keep on rockin’ my dear ones… c u 🙂

*Um die Antwort auf Eure Fragen gleich vorweg zu nehmen: Nein, es gab keinen Katzenbraten… Ich war damals schon vegetarisch unterwegs… aber ich hab‘ kurz überlegt…;-)

Falls Ihr mal bei Silke vorbeischauen wollt:

http://Silke-Vorrath.de

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