Noch vor wenigen Wochen habe ich zuversichtlich hier veröffentlicht, dass ich in diesem Jahr erstmals die Leipziger Buchmesse besuchen werde. Wie habe ich mich darauf gefreut.
Nur wenige Tage später kam das offizielle „Aus“! Und es folgten viele weitere. Mehr oder weniger stagniert seitdem alles. Vor allem natürlich das öffentliche Leben. Für viele nicht nur eine große Herausforderung (obwohl wir ja „challenges“ so lieben…), sondern nicht selten auch eine Qual. Und die gleich in mehrfacher Hinsicht: zum einen, weil die sozialen Kontakte quasi auf 0 heruntergefahren werden mussten und zum anderen bedeutet es für viele finanzielle Einbußen bis hin zum Nullsummenspiel. Vor allem für Künstler.
Welche Auswirkungen das, einer Kettenreaktion gleich, in alle möglichen Bereiche des täglichen Lebens hat, darüber könnte man vermutlich ein ganzes Buch schreiben.
Das werde ich nicht tun. Aber ein Buch schreiben ist nicht die schlechteste Option. Und ja, für mich hat diese Zeit zum Glück auch positive Auswirkungen, für die ich sehr dankbar bin. Wir alle in der Familie profitieren von der Entschleunigung. Was für eine Erleichterung, nicht mehr die morgendliche Hetze zu haben, vielleicht etwas länger als üblich am gemeinsamen Frühstückstisch zu sitzen, guten Gesprächen auch mal ihren Lauf lassen zu können, ohne gleich unterbrechen zu müssen.
Klar, die Schule hat ihre Aufgaben online gestellt und es dauerte seine Zeit, sich darauf einzustellen, den nötigen Rhythmus (und die Disziplin) zu finden, aber hey, man ist freier: in der Zeiteinteilung, in der Art des LernensArbeitens und manch ein Kind profitiert sehr vom nicht mehr vorhandenen sozialen Druck.
Selbstverständlich kann (und wird) es so nicht ewig bleiben, aber ich wünsche mir, dass vielleicht ein Teil, der bessere Teil, auch nach Corona in unserem Alltag ein Stück weit bestehen bleibt.
Für mich bedeutete Corona auch, dass ich ein paar neue Rituale anfing, so zum Beispiel tägliches Meditieren, täglich Sport (Yoga und/oder Jogging), öfter mal ausgiebiger kochen und: Schreiben! Das ist (für mich) das Beste.
Endlich kann ich mich meinem schon vor einem Jahr „beendeten“ Fantasy-Roman wieder intensiv widmen, dranbleiben, täglich (!) daran (über-)arbeiten und so habe ich seit – gefühlten – Jahren mal wieder in einen richtigen „Flow“ erlebt. Das tut unendlich gut.
Die ‚neue Stille‘ kann auch weitere positive Begleiterscheinungen haben – wenn man sich ihr öffnet: die innere Stimme mal wieder hören, die einem sagt, was gut für einen ist und was nicht. Darum freue ich mich, zu neuen, positiven Gewohnheiten gefunden zu haben. Und auch, wenn ich weiß, dass es nicht für jede/n so gut läuft (zum Glück habe ich meinen Brot-Job im öffentlichen Dienst, auch wenn ich derzeit mit weniger Geld klarkommen muss), möchte ich trotzdem ermuntern: bleibt positiv. Denkt positiv. Feiert und befeuert eure Ziele, Wünsche, Träume.
Seid dankbar für das, was wir (trotz Krise) (fast) alle haben: ein Heim mit einem Platz zum Schlafen, eine Familie, Freunde, Essen und Trinken, einen Sonnenauf- und -untergang täglich, das Vogelzwitschern am Morgen, Frieden, eine Krankenversicherung und unser wunderbares Gehirn, mit dem wir die Gedanken produzieren können, die wir produzieren möchten.
Wir können uns mit Texten, Musik, Bildern, Filmen, was auch immer, beschäftigen und dennoch – oder gerade jetzt? – unseren persönlichen inneren Level erhöhen. Und das sollten wir.
Ich weiß, dass nicht alles „rosig“ ist, dass vielleicht noch Folgen dieser Krise auf uns zukommen werden, an die wir jetzt noch gar nicht denken. Aber ich bin auch überzeugt, dass negatives Denken definitiv nicht zu einer Verbesserung der Situation beitragen wird. Darum plädiere ich dafür, sich selbst mit „guten“, positiven Gedanken zu versorgen.
Und deshalb sind Kunst und Kultur so wichtig – besonders in einer Krisenzeit!
Wir können nur hoffen, dass auch Politiker und andere Entscheidungsträger das endlich (wieder) entdecken und entsprechend handeln.
Es gibt ein schönes Bilderbuch für Kinder, das genau diese Botschaft trägt: „Frederick“ von Leo Lionni. Vielleicht kennen es einige von euch.
Es handelt von einer Mäusefamilie, die sich für den kalten und kargen Winter wappnen muss. Alle Mäuse tragen ihren Teil dazu bei: sie sammeln Körner, Nüsse, Weizen und Stroh und transportieren alles in ihr Versteck. Nur Frederick sitzt da und tut scheinbar nichts.
Die anderen finden das ungerecht und fragen ihn, was er denn dazu beitrage, dass sie über den Winter kämen. Frederick antwortet, dass er Farben, Wörter und Sonnenstrahlen sammelt, „denn der Winter ist grau“ und dunkel und vielleicht wissen sie irgendwann nicht mehr, über was sie sprechen sollen.
Als dann alle Vorräte aufgebraucht sind und es sehr kalt geworden ist, erinnern sich die anderen an Frederick und fragen ihn nach seinen Vorräten.
Jetzt kommt seine Zeit: Frederick erzählt ihnen von der Sonne, von blauen Kornblumen und satten Weizenfeldern, vom wiederkehrenden Frühling und Sommer und vom Glücksklee.
Genau damit schenkt er ihnen gerade in der dunkelsten Zeit etwas ganz Entscheidendes: Hoffnung!